Video killed the Telekonferenz: Tipps für Web-Meeting-Dienste

2006 begann das Internet Gesicht zu zeigen: Google kaufte YouTube und brachte den Dienst groß raus – und Skype, seit 2003 bereits ein Chat- und Internettelefonie-Dienst, führte das Videotelefonat ein. Ein großer, langer Hype folgte – vom Chatroulette-Fieber bis zur neuen Gewohnheit, Enkel und die weit entfernt lebenden Großeltern zumindest virtuell zusammenzubringen. Doch im deutschen Geschäftsleben konnte sich die Videokonferenz nie wirklich durchsetzen. Sicher, es wurden dafür Räume eingerichtet und Dienste gebucht, meist aber scheiterte die Realität an übervorsichtig konfigurierten Firewalls, unterschiedlich genutzten Anbietern und der guten alten Präsenzkultur.
Der Lockdown hat das über Nacht verändert: Plötzlich hat es auch in Deutschland „zoom“ gemacht und all jene, die bisher noch für ein halbstündiges Gespräch den Dienstleister ins Büro bestellt hätten und eine Webcam für Schweinkram hielten, sind plötzlich bekennende Fans virtueller Meetings. Was bleibe auch sonst übrig.
Der plötzliche Run auf die führenden, sehr guten Unternehmensdienste Zoom und WebEx bringt jedoch auch mit sich, dass diese mitunter unter der Last der Nachfragen in die Knie gehen und man, statt sich zu hören und zu sehen, vor Störbildern zerhackte Laute vernimmt. Zeit daher, drei Alternativen vorzustellen, die weniger überlaufen und zudem – wie Zoom und WebEx – in der Basisversion kostenlos sind!
1. Teamviewer Blizz: Der einzige Dienst aus Deutschland
Immer häufiger wird Kritik von Datenschützern an den US-amerikanischen Web-Meeting-Diensten laut. Wer es gerne 100% DSGVO-konform und Made in Germany haben möchte, dem bleibt nur der Griff zu Blizz, dem Web-Meeting Service von Teamviewer. Das einzige europäische Unternehmen unter den größeren Anbietern stellt alles bereit, was man erwartet (Video, Chat, Screensharing, Einwahl per Telefon) und verlangt dafür bis zu fünf Teilnehmer kein Geld – anders als Zoom auch ohne Zeitlimit. Sollen es mehr Gesprächspartner werden, startet der Dienst bei 6 Euro im Monat. Sprach- und Bildqualität sind in der Regel sehr gut.
2. Jitsi: Open Source und verschlüsselt
Geeks lieben Jitsi – doch auch von Normalsterblichen ohne Programmierkenntnisse ist der Open-Source-Dienst, der von einer großen Community mitentwickelt wurde, einfach zu bedienen und bietet ohne Teilnehmer- und Zeitlimits alle erwarteten Funktionen plus Aufzeichnung der Besprechungen. Dass dabei Anrufe immer verschlüsselt sind und jeder Fachkundige den Code überprüfen kann, beruhigt dabei Sicherheitsbewusste, während Sparfüchse jauchzen, dass der Dienst komplett kostenlos ist. Nur bei unmäßig vielen Teilnehmern gehen die Server mal in die Knie und zerhacken Gespräche – wer also täglich mit dem halben Unternehmen gleichzeitig sprechen möchte, sollte sich Jitsi auf dem eigenen Server installieren. Das geht ebenfalls kostenfrei. Nur braucht es dann doch einen Geek mehr dafür.

3. Skype: der Dinosaurier lebt – noch
Der Urvater aller Video- und Webkonferenz-Dienste ist nach wie vor unter uns – und bietet kostenlos alle üblichen Standardfunktionen für bis zu 50 Teilnehmer ohne Zeitlimit. Damit ist bei Skype mehr umsonst möglich als beim von Mutter Microsoft gepäppelten jüngeren Geschwisterchen Teams. Wie lange das noch geht? Das weiß nur Bill Gates – die Business Version von Skype wurde bereits eingestellt. Wer aber damit leben kann, dass die Qualität mitunter nicht gerade 4k ist, nutzt ein ausgereiftes System, ohne zu zahlen. Nachdem Skype in seinen Blütezeiten berüchtigt war für überlastete Leitungen, sind inzwischen viele hippen User und Unternehmen längst auf Zoom, WebEx und Co. umgestiegen, so dass die Chancen auf solide Bandbreite deutlich besser geworden sind.