„Smartphone killed the Radiostar“ – welche Medien nutzen wir heute und morgen?

Smartphone, Tablet, Smartwatch, VR-Brille – der Zoo elektronischer Geräte, die uns erlauben, uns zu informieren, zu kommunizieren und Medien anzusehen, wächst ständig, bis man kaum noch den Überblick behält. Nutzen wir dadurch unter dem Strich immer mehr elektronische Medien?

 

Das Bild des gestressten Feierabend-„Genießers“ drängt sich auf, der vorm Fernseher sitzt, während er auf dem Smartphone WhatsApp checkt, auf dem Tablet ein anderer Film läuft und die Spielekonsole immer nur einen Click entfernt ist. Oder verdrängt das Tablet schließlich den Laptop, die Smartwatch das Radio? Sitzen wir in ein paar Jahren wieder auf einer aufgeräumten Couch in einem minimalistischen Wohnzimmer, wo nur ein Gerät für uns alle Funktionen erfüllt?

 

Auch für Forscher ist die Frage, wie sich durch immer neue Technik unsere Mediennutzung ändert, gar nicht so leicht zu beantworten. Die Studien, die wirklich viele Menschen aller Altersgruppen unter die Lupe nehmen, sind meist von Medienunternehmen finanziert und widersprechen sich.

 

Relativ klar ist: die Mediennutzung steigt nicht insgesamt – wir verbringen genauso viel Stunden mit Informationen und Unterhaltung wie vor der digitalen Revolution. Welche Geräte und Formate dabei vorne liegen, ist weniger deutlich – wen wundert es, dass in Umfragen von Online-Marketing-Unternehmen die Online-Medien dem Fernsehen den Rang ablaufen, während Untersuchungen, die von TV-Sendern bezahlt wurden, den guten alten Fernseher unangefochten auf Platz eins sehen und online klar abgeschlagen.

 

Einigermaßen einig ist man sich aber in der Frage, wie viele Menschen welche Geräte besitzen. Und hier sind die Trends wirklich spannend: der Liebling der Deutschen war auch 2017 noch der Fernseher – fast jeder besitzt mindestens einen, das hat sich auch über die Jahre nicht geändert. Gleichauf liegen Radios, doch direkt danach kommt bereits das Smartphone, das inzwischen bei rund 9 von 10 Deutschen zu finden ist und in den letzten Jahren eine extrem steile Karriere hingelegt hat – genauso wie sein großer Bruder, das Tablet, der inzwischen mehr als die Hälfte der Haushalte bereichert.

 

Hier sieht man durchaus eine Art Verdrängung: immer mehr Menschen nutzen sowohl die Informationen im Internet als auch Unterhaltungsangebote wie Streamingdienste oder Online-Games in erster Linie mobil. Und zwar am liebsten mit kleinen und leichten Geräten. So haben inzwischen mehr Menschen in Deutschland ein Smartphone als ein Laptop, ja sogar mehr Menschen ein Tablet als einen PC. DVD-Player und Spielekonsolen sind dagegen etwas auf dem Rückzug, Video- bzw. HD-Rekorder stagnieren. Dass Smartwatches und andere „Wearables“ schon nach kürzester Zeit bei rund einem Sechstel der Deutschen zu finden sind und jeder 25-te bereits eine VR-Brille besitzt, zeigt dass der Trend zur Mediennutzung abseits des Sofas ungebrochen voranschreitet.

 

So sieht es im Wohnzimmer womöglich bald wieder stärker aus wie einst: wer dort sitzt und sich mit Medien beschäftigt, mag auch künftig wieder am ehesten vor dem Fernseher zu finden sein – oder mit einem Buch. Letzteres wird nämlich allen Prophezeiungen zum Trotz bisher nicht durch eBooks verdrängt. Wo das Radio aus der Armbanduhr kommt und die Nachrichten vom Telefon, wird ein bisschen „retro“ beim Umblättern von Seiten vielleicht sogar einmal richtig hip.