Wer bekommt meine Daten? Entscheiden Sie selbst!

Die „Digitalsteuer“ – erst von der EU geplant und angekündigt, nun auf Eis gelegt – ist wieder in aller Munde. Damit richtet sich der Blick einmal mehr auf ein zentrales Thema: Wem gehören die Daten, die bei jeder digitalen Interaktion anfallen? Wer darf was damit machen? Und wer muss an Gewinnen daraus beteiligt werden?

Wir geben eine kleine Hilfestellung!

Wo landen Ihre Daten in den Händen und Geschäftsmodellen Anderer?

Kaum jemandem ist so wirklich bewusst, wie viele Daten man jederzeit preisgibt, ohne es zu merken. Einige Beispiele:

  • Sie surfen durchs Web. Beinahe jede Seite protokolliert, woher Sie kamen, was Sie sich ansehen und worauf Sie klicken. Einige große Plattformen wie Amazon und Facebook verfolgen solches Verhalten auch auf vielen Seiten Dritter.
  • Sie interagieren mit Werbung – zum Beispiel, indem Sie auf ein Banner klicken oder an einem digitalen Plakat vorbeigehen. Mess-Pixel und -Sensoren registrieren den Kontakt und das mögliche Interesse.
  • Sie laufen mit Ihrem Smartphone durch die Stadt und haben – z.B. wegen der Corona-App – die Standortbestimmung aktiv. Google, Apple und manche Telekommunikationsanbieter speichern, wo Sie lang gelaufen sind und wo Sie sich wie lange aufhalten.
  • Sie nutzen mobile Apps, die oft auf weit mehr Daten und Funktionen Ihres Smartphones zugreifen wollen, als für das Funktionieren tatsächlich nötig wäre. So werden schnell nicht nur Ihre Bewegungen, sondern auch Ihre Kontakte, Fotos und Teilweise sogar Gespräche ausgewertet.
  • Sie veröffentlichen Social Media Beiträge, Kommentare, Produktbewertungen – diese Inhalte sind nicht nur öffentlich, sondern bei vielen Plattformen fällt auch das Urheber- und Vervielfältigungsrecht über die AGB an die Plattform.
  • Sie nutzen Fitness-Armbänder, Smart Home Technologie und Ähnliches – und greifen auf Apps zurück, die Ihre Werte (z.B. zum Herzschlag oder Energieverbrauch) mit anderen Nutzern vergleichen und Sie auf dieser Basis interaktiv beraten.

In all diesen Fällen gibt die DSGVO zwar vor, dass Ihre Daten anonymisiert werden müssen und man sie nicht nutzen darf, um Sie persönlich zu überwachen oder Sie gezielt und ungefragt mit Angeboten zu bombardieren. Doch die Grenzen sind gerade bei Letzterem fließend – und es bleibt dabei, dass Daten, die Sie produzieren, durch Andere genutzt werden, um damit Geld zu verdienen.

Einfache Tipps: was können Sie selbst tun?

Daran muss man sich nicht stören – schließlich passiert nur äußerst selten etwas, das Ihnen schadet. Doch man muss sich dessen bewusst sein. Und Sie sollten wissen, was Sie tun können, um mehr Hoheit über Ihre Daten zu wahren.

Die wichtigsten Tipps:

  • Ja, es ist nervig und zeitaufwändig, aber: Lesen Sie sich – auch und gerade für kostenlose Angebote – die AGB durch, bevor Sie irgendeinen Dienst nutzen. Erscheint Ihnen etwas nicht koscher, wägen Sie sorgsam ab, ob Sie diesen Service wirklich brauchen.
  • Prüfen Sie immer, welche Berechtigungen eine App wirklich benötigt. Auf etlichen Smartphones können Sie Apps Berechtigungen, die sie ihnen nicht (mehr) erteilen wollen, in den Einstellungen nachträglich entziehen, ohne dass diese deshalb nicht mehr laufen.
  • Wählen Sie in den „Cookie-Bannern“, die Sie auf jeder Website begrüßen, nicht reflexartig „alle akzeptieren“, sondern lassen Sie sich anzeigen, was man von Ihnen speichern will und wofür – oder lehnen Sie gleich alles ab (was indes gegenüber den Seitenbetreibern nicht immer fair ist).
  • Nutzen Sie auf Computer und Smartphone VPN-Klienten, die Ihr Surf-Verhalten im Netz deutlich schwerer nachzuverfolgen machen. Lange ein Tipp für Profis, gibt es inzwischen kostenlose oder sehr günstige Softwarelösungen, die kinderleicht einzurichten sind.
  • Deaktivieren Sie bei Ihrem Smartphone Bluetooth und Standortverlauf, wann immer Sie nicht aktiv Apps nutzen, die diese benötigen (wie z.B. Navigations-Apps oder Freisprech-Telefonie). Das geht mit einem einzigen Touch.
  • Überlegen Sie sich gut, was Sie in Clouds speichern, für die Sie nicht selbst den Vertrag halten. Google Drive oder Microsoft One mit Ihrem persönlichen Konto sind etwas Anderes als „komfortable“ Funktionen von Online-Programmen, zu denen Sie womöglich nicht einmal ein Impressum finden.
  • Nicht zuletzt: Denken Sie kurz nach, bevor Sie etwas im Netz posten. Es ist zumindest teilweise öffentlich. Eine einfache Regel: Würde ich das als Leserbrief an eine Zeitung schicken? Würde ich das lautstark in einer vollen Kneipe erzählen? Falls nicht – lieber nicht veröffentlichen.

Wir wünschen Ihnen weiter viel Freude mit Ihren digitalen Geräten & im Netz! Bleiben Sie sicher!